Räumliche Mobilität und KI

Bewegungen von Personen und Gütern im geografischen Raum werden als räumliche Mobilität bezeichnet. Zum Mobilitätsbegriff gehört die Möglichkeit und Bereitschaft zur Bewegung. Im Verkehr zeigt sich die realisierte Mobilität. Die Verwendung des Begriffs Mobilität betont die individuellen Motive und Hintergründe der Bewegung im Raum. Die Modellierung der Mobilität benötigt also Wissen über Motive, Ziele und Hintergründe menschlichen Planens und Handelns sowie Prozesswissen über den Ablauf einer Planung bzw. Handlung. Verkehrsmodellierung, hingegen, muss sich nicht zwingend mit den Motiven des Handelns beschäftigen, wohl aber mit deren Auswirkungen. Erst wenn Prognosen erstellt werden sollen, müssen wir uns mehr über die Motivationen der Verkehrsteilnehmer Gedanken machen. Gerade an diesem Punkt wird die Verkehrsmodellierung für die KI interessant: Verteilte Agenten produzieren ein gemeinsames Phänomen, das als Verkehr bezeichnet wird. Aus individuellem, persönlich motiviertem Verhalten entsteht kollektives Verhalten (s. Beitrag von Winter in diesem Heft), das eigenen Regeln unterworfen ist. Die Verkehrswissenschaften beschreiben klassischerweise kollektives Verkehrsverhalten mit statistischen Mitteln oder als physikalische Flussmodelle (s. Interview Nagel). Ziel einer Modellierung mit Methoden der KI ist die Beschreibung bzw. Produktion des Verkehrs als emergentes Phänomen dazu eignen sich insbesondere MultiAgenten Simulationen. Die Modellierung der einzelnen Verkehrsteilnehmer als Basis für eine Verkehrssimulation ermöglicht zusätzlich eine Unterstützung der Informationsverarbeitung des "Homo mobilis". Forschungen im Bereich Navigation und Wegfindung (z.B. [Gol99]) bieten gute Ansatzpunkte für Modelle raum-zeitlicher Informationsverarbeitung und deren verwendete Datenstrukturen. Im neueren Forschungsgebiet Location-Based Services [SV04] wird die Unterstützung einzelner Verkehrsteilnehmer mit Hilfe von Kommunikationsgeräten (z.B. Handys, PDA’s) untersucht. Die Modellierung kognitiver räumlicher Fähigkeiten und Aktivitäten war Thema des Schwerpunkthefts 01/2008. In diesem Überblick verzichten wir daher auf eine detaillierte Diskussion der räumlichen Wissensverarbeitung, Wissensrepräsentation, sowie des qualitativen Schließens.